Kapitel 3 - Der Aufruf (Roter Stern)




Montag, der 06. Mai 2024  - Starshot Gründer ruft zu Spenden auf (online)

Im Zuge des ersten Nachweises von Leben auf einem Exoplaneten ruft der in London lebende Starshot Gründer und Multimillionär Juri Asimov zu Spenden auf, um sein Projekt zu unterstützen. Bei dem Project 25%-Starshot, so der volle Name, geht es vereinfacht darum, von einer Batterie Laserkanonen einen gebündelten Lichtstrahl von über tausend Gigawatt auf ein etwa zwanzig Quadratmeter großes Lichtsegel im Weltraum zu feuern, welches eine Raumsonde im Miniaturformat hinter sich herzieht. Der Beschuss soll dieses ungewöhnliche Konstrukt auf maximal fünfundzwanzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit bringen. Ursprünglich dazu gedacht, eines Tages unser Nachbarsternensystem Alpha Centauri zu erreichen, haben sich aufgrund der Entdeckung auf dem Planeten Singer C2 nun neue Reiseziele für Starshot ergeben. 

Internetunternehmer Asimov, der selbst große Teile seines Vermögens, welches auf 875 Millionen Euro geschätzt wird, in das Projekt gesteckt hat, wandte sich am gestrigen Sonntagabend in einer Rede über diverse soziale Medien an die Öffentlichkeit. Voller Begeisterung und mit der ihn auszeichnenden charmanten Schrägheit sprach der 48ig-Jährige: "Meine lieben Mitmenschen und Angehörige der KI. Kürzlich hat ein von uns entwickeltes Instrument den Nachweis erbracht, dass sich das Wunder namens Leben nicht nur auf die Erde beschränkt. Ich weiß nicht, wie es Euch damit ergeht, aber für mich ist dieses Ergebnis die größte Neuigkeit, seit die Gattung Homo Sapiens überhaupt dazu sich in der Lage befindet, Neuigkeiten auszutauschen. Nun wissen wir also, dass es Leben auf anderen Welten gibt. So toll diese Nachricht auch sein mag, so frustrierend ist die Aussage, welche mit ihr übermittelt wurde. Denn wegen der großen Distanz zwischen Singer C2 und der Erde soll es uns niemals möglich sein, zu erfahren, wie genau das Leben dort aussieht. Ich weiß nicht wie es Euch ergeht, aber ich kann mich mit diesem Teil der Botschaft nicht abfinden. Mir reicht es nicht aus, mir in meinen Gedanken auszumalen, ob dort oben lediglich Plankton durch Ozeane treibt oder vielleicht doch sprechende Chihuahuas Chili in schwarzen Töpfen zubereiten. Die Fantasie sprechen zu lassen, ist gut und schön. Das ist gut und schön, wenn ich und meine geliebte Gattin ein Krankenhaus-Rollenspiel planen für den Samstagabend, aber es ist ganz sicher nicht schön in Bezug auf jene gewisse Welt Singer C2. In dieser Sache möchte ich nicht spielen, in dieser Sache möchte ich wissen. Ich will zumindest wissen, wie diese Welt aus dem All aussieht. Ich will zumindest wissen, was wir an diesem Planeten aus der Nähe ausmachen können und daraus Wissen sammeln, was genau auf seiner Oberfläche und in seinen Ozeanen vor sich geht. Es ist wie mit den Sonden, die unser eigenes Sonnensystem erforscht haben. Je näher man einem Planeten kommt, je mehr bekommt man über ihn heraus. Das gilt natürlich auch für Singer C2. Und durch Starshot können wir Singer C2 näherkommen. Wir können ihm so nahe kommen, wie wir mögen und in seinem Orbit ein paar Runden drehen. Dafür habe ich Starshot ins Leben gerufen. Sicherlich werden wir Geduld brauchen, denn die Reise wird locker vierzig Jahre dauern, nur um dort hinzugelangen und dann dauert es nochmal zehn Jahre, bis das Signal von dort hier eintrifft. Wir werden uns also locker für fünfzig Jahre in Geduld üben müssen. Die meisten von uns werden, falls überhaupt, diese Angelegenheit noch mitbekommen, wenn sie ohne Zähne aus der Schnabeltasse nuckeln und die Hand des Sensenmanns bereits auf ihren Schultern liegt. Aber unsere Kinder und Kindeskinder werden es sehr wohl erleben! Sie werden es erleben, erstmals Bilder und Daten zu einer Welt zu sehen, auf der Leben existiert und die satte zehn Lichtjahre von der Erde entfernt liegt. Sie werden es erleben! Können wir unseren Nachfahren etwas Großartigeres hinterlassen? Nein, das können wir nicht. Wenn etwas entfernt an eine solche Sache heranragt, dann sind es Columbus und Armstrong gewesen, als diese ihre Füße auf die Böden neuer Welten gesetzt haben. Doch das hier ist größer, viel größer und ich habe bereits eine umfangreiche Machbarkeitsstudie durchführen lassen. Technisch sind wir bereits auf dem Stand, vor allem Dank umfangreicher Fortschritte im Bereich der KI und Miniaturisierung, dass wir eine solche Sache erfolgreich durchziehen können. Es ist lediglich noch eine Frage des Geldes.  Für etwa 4,3 Milliarden Euro ist die Reise nach Singer C2 machbar. 1,7 Milliarden sind bereits verfügbar und ich werde diese Woche noch 75 Millionen Euro aus meinem Vermögen beisteuern. Ich spreche nun zu Euch, ihr Reichen und Wohlhabenden dieser Welt, die ihr auf der Sonnenseite des Lebens steht und die ihr euch im Leben keine Sorgen in finanzieller Hinsicht mehr zu machen braucht. Unterstützt das Vision Shot to Singer C2! Spendet, um die Menschheit an die Schwelle einer neuen Zeit und darüber hinaus zu bringen! Aber auch jeder andere da draußen kann spenden, wenn es ihm denn möglich ist. Es müssen nicht gleich die großen Beträge sein. Manchmal tut es auch ein Euro oder ein Dollar. Jede Spende ist mir herzlich willkommen und jetzt sehe ich gerade auf meinem Smartphone, dass Marc mir geschrieben hat. Marc, der ja immer schon sehr großzügig gegenüber dieser Sache war, hat sich gerade bereit erklärt, einhundert Millionen Dollar zu spenden. Danke Marc und liebe Grüße über den Atlantik! Und ich freue mich auf eure Spende! Danke im Voraus! Ihr seid die Besten! Auf zu Singer C2!"

Project 25%-Starshot hat weltweit sehr viele Anhänger. Allein bei Instagram folgen fast zwei Millionen Menschen der dortigen Präsens des Unternehmens. Unter den Befürwortern befinden sich zahlreiche prominente Personen aus Politik, Wirtschaft, Sport, Musik und Film. Erst kürzlich zeigte U2-Sänger Bono seine Begeisterung, indem er auf einem Konzert in Kalifornien ein T-Shirt des Projektes trug.